Rumweg

Es stapeln sich die Chassis und die Gedanken schießen durch den Kopf. Also Eins nach dem Anderen und wie alle Anfänger bei einer absoluten Eigenentwicklung fängt man am besten mit einem kleinen Zweiwegerich an.

Warum? Nach einiger Zeit halte ich das für am zielführendsten, weil Messungen im Bereich der Trennung einer typischen 17/25 Kombination für die meisten unproblematisch durchzuführen sind - ab 1,5 m Abstand in alle Richtungen bekommt man ja schon bis 300Hz "Genauigkeit" hin - zumindest hat man eine Welle drauf. Und wenn ich bei mir die Box auf den Couchtisch auf nen Hocker stelle und das Sofa zur Seite schiebe, hab ich in jede Richtung knapp 1,5m bis zur nächsten Wand, 1m bis zu den nächsten reflektionsflächen (Tisch, staffelei, Couch). Die erste Reflektion ist jedenfalls immer klar sichtbar und ich bekomme ca. 130 - 200 Samples an Auflösung hin.

Davon ab halten sich die Kosten für eine Zweiweg-Weiche noch im geringen Kostenrahmen und auch der eine oder andere Nachkauf kann verkraftet werden. Der typische Dreiweger erfordert außerdem riesige Messfenster für die Trennung zwischen Mitteltöner und Tieftöner, daher dieses an dieser Stelle. Mal ganz davon ab, das das ganze passiv zum Roulette wird und damit schnell zum Bauteilegrab.

Fangen wir also an, was trieb mich um? Bei einem bekannten stehen zur Zeit die CT188 Update. Naja. Eine steht. Seitlich vom Sofa in der Ecke. Die andere liegt hinter dem TV, "sun-fire". Seit das Wohnzimmer neue Möbel bekommen hat, gehts eben nicht anders und bevor ich bei meinen nächsten besuchen noch 5 mal frage, ob er die Lautsprecher denn im Kämmerlein stehen lassen will, hat er sie so aufgestellt - und ganz ohne musik gings dann auch nicht
Was gibt der Raum vor? Längeres Rechteck, mit der Möglichkeit, die Lautsprecher an der langen seite relativ symmetrisch in der Mitte aufzustellen. Aufzustellen ist gelogen - man kann sie aufhängen oder aufs Regal packen. Standboxen kommen nicht in frage, genausowenig kommt großartiger Abstand zu den Wänden in Frage.

Daher die Idee: ich nehme einen der 17er, die hier rumliegen, stecke ihn in ein kompaktes CB und spendiere ihm eine Kalotte obendrüber. Die wahl fiel auf den ordinären Visaton W170S, der in 7-9 Liter wandert und den RFT L9821 als Hochtöner. Wurde ja normalerweise als Mitteltöner verbaut, ist aber auch nicht viel größer als die typische Standard-Kalodde. ich denke mal, an dieser Stelle wird klar, das das Projekt so nicht wirklich nachbaubar sein wird
Da das ganze kompakt werden soll, legte sich die Schallwand von selbst auf 22*35 fest - nah, aber ganz direkt an die Wand sollen sie auch wieder nicht montiert werden, so dass sich ein Aufbau mit breiter Schallwand nicht nur außerhalb der Akzeptanz des zukunftigen Besitzers findet, sondern sich auch nicht wirklich lohnt. 20cm tief wird die Box, damit komme ich auf roundabout 9 Liter lichtes Innenvolumen.

Die Vorab-Version sieht so aus:

Also ab an den Amp und die Einzelfrequenzgänge auf Achse auf Höhe des Hochtöners in 1m Entfernung gemessen:


Und weils so schön ist, noch mal unter 30 Grad:


Die erste version der Weiche entstand in der DCX2496 und hat sich auch brav gemessen. Sie bestand aus eine 12db-Filter für den W170S sowie einem 6db-Filter ab 5khz für den RFT-Hochtöner. Das hat sich gut gemessen, auch der Klirr war weit ab von dem, was ich erwartet hätte, eigentlich hätte man die Weiche so in die "analoge realität" transportieren können. Allerdings hielt mich dann doch die mögliche thermische Belastbarkeit des Hochtöners davon ab, diese Variante tatsächlich zu nutzen. Zunächst hatte ich eben diese thermische belastbarkeit vollkommen außen vor gelassen, gar nicht dran gedacht.

Nachdem ich die 4 standard-Messungen gemacht habe (frequenzgang auf achse von Hochtöner und Tieftöner; Impedanzgang von beiden) und gewiss eine Woche lang verschiedene Weichen-versionen probiert und gehört habe, bin ich inzwischen bei dieser variante angekommen:


Der Hochpasskondenstaor vor dem bass muss evtl noch weichen, sorgt aber dafür, das die, durch das für den bass eigentlich zu kleine Volumen, Überhöhung bei 100Hz ausgeglichen wird. Hier eine Nahfeld-Messung des Basses mit und ohne die 380µF vor dem Bass:

Die Messung ist freilich nur bis 500Hz sinnvoll verwertbar, betrachtet werden sollte hier nur der bereich 50-500Hz. Man sieht eindeutig, wie die Überhöhung um schätzungsweise 5 dB glattgebügelt ist (schwarzer Graph). Und das hört man auch!

Zurück zur Weiche: 12dB vor dem bass, ebenso vor dem Hochtöner plus eine moderate Pegelabsenkung und einem Sperrkreis, der die Gesamtenergie um 4khz herausnimmt. Das ist nicht die feine englische Art, aber es macht den Klang deutlich angenehmer, zumindest in meinem Umfeld. Hier ein sogenanntes Sonogramm, links dieht man die Winkel, unter denen die Box gemessen wurde und rechts die Legende - wie stark der pegel jeweils unter dem angegebenen Winkel ist. man sieht, das bei 4khz mit Sperrkreis deutlich weniger rote Bereiche vorhanden sind, es wird alles etwas gleichmäßiger.



Diese Weichenvariante werde ich bis auf weiteres behalten, erste Probehörer waren schon da, weitere werden kommen und der Rest ergibt sich, Bilder von der fertigen Box mit Furnier-Finish gibts dann natürlich auch :)